Die Geschichte des DRK Vaihingen
Von der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Nr. 39 Vaihingen auf den Fildern zur DRK-Bereitschaft 9 Stuttgart-Vaihingen.
Erinnern wir uns zunächst daran, dass vor 160 Jahren in Genf Henry Dunant geboren wurde. Der Mann, der angesichts der blutigen Schlacht bei dem kleinen italienischen Dorf Solferino, südlich des Gardasees, am 24. Juni 1859, bei der 40000 verwundete Franzosen und Österreicher unversorgt auf dem Schlachtfeld liegen, den Entschluss faßt, diesem Elend zu begegnen und sich der Schutz- und Hilflosen anzunehmen.
Seine aufrüttelnden Appelle an die Menschlichkeit führen 1863 zur Genfer Konferenz, an der auch der Stuttgarter Pfarrer Dr. Christoph Ulrich Hahn teilnimmt, der noch im gleichen Jahr den Württembergischen Sanitätsverein gründet. Dies ist die erste Organisation der Welt, die nach der Genfer Vorstellung entsteht. Dr. Hahn ist Mitunterzeichner der Genfer Konvention von 1864, die der bedeutende Schritt ist zur Gründung des Roten Kreuzes, der weltumfassenden Organisation der Nächstenliebe und der Hilfsbereitschaft. Unter anderem wird dabei angeregt, in allen Ländern freiwillige Hilfsgemeinschaften zu gründen, die bereit und in der Lage sind, bei Katastrophen in Krieg und Frieden zu helfen. Dieser Aufruf wird auch in Vaihingen gehört.
Dr. Christoph Ulrich Hahn, (1805-1881) gründete als Delegierter der Zentralleitung des Württembergischen Wohltätigkeitsvereins im November 1863 den Württembergischen Hilfsverein für die Verwundeten auf dem Schlachtfeld, aus dem später der Württembergische Landesverein des Roten Kreuzes hervorging. Er gehörte zu den engen Freunden des Genfer Fünferkomitees und hat am Einigungswerk der deutschen Rotkreuz-Vereine wesentlichen Anteil gehabt.
Die Gründung der Sanitätskolonne Nr. 39 Vaihingen/Filder
Ausschlaggebend für die Gründung einer Sanitätskolonne in Vaihingen dürfte nicht zuletzt die Eisenbahnkatastrophe im Dachswald gewesen sein, bei der am 1. Oktober 1889 acht Personen ums Leben kamen und mehr als 50 verletzt wurden. Dieses schreckliche Ereignis nahm man 1912 zum Anlass einer größeren Übung, die ein schweres Eisenbahnunglück bei Vaihingen zum Inhalt hatte.
Vermutlich beeindruckt von dieser Übung richten wenige Tage später, am 9. November 1912, 15 Männer an das Schultheißenamt Vaihingen auf den Fildern die Bitte, eine Sammlung durchfuhren zu dürfen, um zur Gründung einer Sanitätskolonne Ausrüstungsgegenstände und Bekleidung beschaffen zu können. Der vorläufige Kolonnenführer, Jakob Renz, geht mit einer Liste von Haus zu Haus und sammelt in zwei Wochen 420 Mark und 80 Pfennige. Damit ist der Anfang gemacht.
Jetzt kommt die Sorge um einen geeigneten Ausbildungsraum, der dann schließlich von der Gemeinde zur Verfügung gestellt wird. Aber so einfach ist alles noch nicht. So werden die Männer, die von der Bereitschaft, anderen zu helfen, begeistert sind, vom Schultheißenamt gerügt, weil sie sich für diesen Ausbildungsraum einen Schlüssel beschaffen und ohne Genehmigung ein rotes Kreuz auf die Fensterscheiben malen lassen.
Schon am 31. Januar 1913 kann Brauereidirektor Schädle eine Liste vorlegen, die von 30 Männern unterzeichnet ist, die sich für die offizielle Gründung einer Sanitätskolonne einsetzen. Am 4. Juli 1913 stimmt dann der Gemeinderat dem vorläufigen Satzungsentwurf zu und bewilligt einen einmaligen Gründungsbeitrag von 400 Mark und einen widerruflichen Jahresbeitrag von 50 Mark. 200 Mark stellt der Landesverein zur Verfügung und 600 Mark werden von der Vaihinger Bevölkerung aufgebracht.
Mit nebenstehendem Schreiben genehmigte die Gemeindeverwaltung die Sammlung, die den Grundstein legte für die Gründung der Sanitätskolonne.
In einer Liste, die von Direktor Ernst Schädle unterzeichnet ist, verpflichten sich 30 Männer zum Dienst in der Sanitätskolonne.
Als dann die Genehmigung des Kommandos des Württembergischen Freiwilligen Sanitätskorps vorliegt, treffen sich am 13. September 1913 im Gasthof zum Rößle 24 Männer zur Gründung der Sanitätskolonne. Kolonnenführer wird Karl Kapp, sein Stellvertreter Wilhelm Schmolz. Zu Gruppenführern werden Otto Kutter und Adolf Hertneck gewählt und der Ausschuß setzt sich aus Gottlob Mezger, Emil Fehlmann, Robert Stieger und Julius Stoll zusammen. Ernst Schädle, der bisher schon die treibende Kraft war, übernimmt den Vorsitz. Dr. Imanuel Beiswenger stellt seine reiche Erfahrung und sein ärztliches Können in den Dienst der guten Sache.
Mit einer Anzeige wurde in der Filderzeitung zur Gründung der freiwilligen Sanitätskolonne eingeladen.
Die Männer der ersten Stunde
Brauereidirektor Ernst Schädle, der große Förderer der Vaihinger Vereine, war die treibende Kraft bei der Gründung der Sanitätskolonne Vaihingen. Als Vorsitzender stand er nicht nur dem Kolonnenführer beratend zur Seite, sondern hat auch finanziell erheblich zur Entwicklung und zum Weiterbestehen der neu gegründeten Sanitätskolonne beigetragen. Auch als Gemeinderat setzte er sich in besonderem Maße für die Förderung der Kolonne ein. Man nannte ihn deshalb den Rotkreuz-Vater der Vaihinger.
Die Satzung der Kolonne vom 13. September 1913 zeigt, daß neben der Vorbereitung zur Hilfeleistung im Kriege vor allem der Einsatz bei Brand- oder sonstigen Unglücksfällen in Vaihingen und Umgebung Vorrang hatte.
Aktives Mitglied konnte jeder gesunde, körperlich und geistig tüchtige Mann werden, der unbescholten war und das 20. Lebensjahr vollendet hatte. Jeder Aufgenommene verpflichtete sich, für die Dauer seiner Dienstfähigkeit, mindestens jedoch 5 Jahre, in der Kolonne zu bleiben. Das neu eintretende Mitglied hatte eine Probezeit von einem halben Jahr zu bestehen. Mit dem Eintritt in die Kolonne übernahm jeder "die ernste Pflicht, pünktlich und ordentlich zu den Übungen anzutreten, freiwillig dem Führer und dem ärztlichen Leiter, sowie den Gruppen- und Trageführern in ihren dienstlichen Anordnungen Folge zu leisten".
Die Leitung der Kolonne lag in den Händen des Kolonnenführers, der zusammen mit dem örtlichen Leiter die Übungen und Versammlungen anordnen und leiten mußte. Beide wurden von der alljährlich stattfindenden Hauptversammlung auf die Dauer von je 6 Jahren gewählt. Zur Beratung der Kolonnenangelegenheiten stand ihnen ein aus dem Stellvertreter des Führers, den Gruppenführern sowie vier weiteren, von der Hauptversammlung zu wählenden Mitgliedern bestehender Ausschuß zur Seite. Dieser bestellte den Kassier, den Schriftführer und den Geräteverwalter.
Der 1. Oktober 1913 ist dann für die Sanitätskolonne Vaihingen/Filder im Württembergischen Sanitätskorps das offizielle Gründungsdatum.
Am 7. Juni 1914 legen 35 Mann vor dem Kommandeur und weiteren Sachverständigen die Aufnahmeprüfung ab und werden damit in das Württembergische freiwillige Sanitätskorps aufgenommen.
Der erste Weltkrieg
Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges hat die junge Kolonne wenig Zeit zum Atemholen. Etwa die Hälfte der Mitglieder werden zum Kriegsdienst eingezogen, die anderen zum Heimat- und Etappensanitätsdienst verpflichtet. Während des Krieges wird die Vaihinger Kolonne vor allem eingesetzt um verwundete Soldaten, die auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof ankommen, in Empfang zu nehmen und sie beim Transport in das Lazarett, das im "Filderhof" (Herrenberger Straße) in Vaihingen eingerichtet ist, zu betreuen.
7 Kameraden kehren nicht mehr in die Heimat zurück, unter ihnen auch der erste Kolonnenführer Karl Kapp. Sein Stellvertreter Wilhelm Schmolz übernimmt nun die Führung der Kolonne.
Zum Transport und zur Betreuung der verwundeten Soldaten wurden auch Hilfskräfte - unter anderem auch die Lehrer der hiesigen Schule - eingesetzt.
Nach dem ersten Weltkrieg
Die politischen Wirren der Zeit nach dem ersten Weltkrieg halten manches frühere Mitglied, das die Katastrophe überlebt hat, davon ab, wieder in die Kolonne einzutreten. Der Gedanke der Nächstenliebe und das große Ziel des Roten Kreuzes, in Not geratenen Menschen zu helfen, sind aber lebendig geblieben und werden unverdrossen weitergetragen. Im Jahre 1924, als man das 10jährige Bestehen feiert, ist die alte Mitgliederstärke wieder erreicht.
In diesem Jahr stirbt der Kolonnenführer Wilhelm Schmolz. Nachfolger wird Karl Lauppe, unter dessen zielstrebiger Leitung die Kolonne einen beachtlichen Aufschwung nimmt.
Die Frauen in der Vaihinger Rotkreuzgemeinschaft
Die Sanitätskolonnen waren ursprünglich reine Männervereinigungen. In Vaihingen, wo man schon immer von einem fortschrittlichen Denken geprägt war, erkennt man jedoch sehr bald, daß die Frauen nicht abseits stehen dürfen und für die Arbeit des Roten Kreuzes unentbehrlich sind. Außerdem zeigt sich, wie schon so oft, daß in Vaihingen die Frauen nicht hinter den Männern zurückstehen, wenn es gilt, sich für eine gute Sache einzusetzen.
So entsteht schon 1924 eine Abteilung von 14 Helferinnen. Zwar ist damals noch ein Mann, Eugen Graf, der Leiter. Aber das sollte sich bald ändern.
Als dann mehrere Helferinnen-Abteilungen im Land entstanden sind, wird 1927 für die weiblichen Teilnehmer eines Sanitätskurses, nach abgelegter Prüfung, die Bezeichnung "Sanitäts-Kolonnen-Helferinnen" eingeführt. Ihre Kleidung besteht von nun an aus einer weißen Ärmelschürze, einem grauen Kopftuch und einer Rot-Kreuz-Armbinde.
Am 11. September 1927 findet die neu eingekleidete Helferinnen-Abteilung der Vaihinger Sanitätskolonne anläßlich einer Besichtigung durch die Leitung des Roten Kreuzes und Vertreter anderer Kolonnen höchste Anerkennung. Es wird hervorgehoben, daß die Vaihinger Kolonne an zweiter Stelle der Kolonnen im Württembergischen Sanitätskorps stehe, die eine solche mustergültige Kolonnen-Helferinnnen-Abteilung besitzen. Die Vaihinger Helferinnen-Abteilung wird zur Nachahmung bei sämtlichen Kolonnen empfohlen. 1931 ist Frida Hohn die Vertreterin der Kolonnenhelferinnen.
Die Entwicklung des Krankentransports
Während sich andere Sanitätskolonnen noch mit bespannten oder seitlich an den Fahrrädern angebrachten Krankentransport-Fahrzeugen abmühen, ist in Vaihingen schon 1924 von einem Sanitäts-Kraftwagen die Rede.
Als die Brauerei Leicht dann 1929 einen zum Umbau geeigneten Personenwagen anbietet, ergibt sich die günstige Gelegenheit, zu einem Rettungsfahrzeug zu kommen, das den Vorstellungen der Vaihinger Sanitätskolonne entspricht. Nach ihren Wünschen wird es für 3.400 Mark von der Firma Auer umgebaut. Finanziert wird der Aufwand mit Spenden und einem Zuschuß des Landesverbandes. Am 25.1.1930 kann Kolonnenführer Lauppe das Fahrzeug übernehmen und Tags darauf macht man mit 7 Mann zur allgemeinen Befriedigung eine Probefahrt nach Ehningen. Schon in den ersten 12 Wochen werden 30 Einsätze gefahren. 1930 wird zum Führen des Krankenwagens vorläufig Adolf Knecht bestimmt. Zur Lokalwache werden 3 Personen eingeteilt. Die dritte Person ist eine Helferin, welche bei der Abwesenheit des Sanitätswagens das Telefon bedient. Die Fahrer bilden innerhalb der Kolonne eine besondere Gruppe, zu deren Führung Karl Häring gewählt wird.
Die Gemeindeverwaltung, die bald auch den Vorteil eines solchen Rettungswagens erkennt, fördert den Betrieb mit monatlich 150 Mark. Trotzdem entsteht 1931 ein Defizit von 200 Mark. In seinem Bericht klagt Kassier Robert Geywitz, der ein Jahr zuvor von dem langjährigen Kassier August Rühle - der altershalber ausgeschieden ist - die Kassengeschäfte übernommen hat, daß in der Hälfte der Fälle weder Wagenführer noch Begleitmann eine Entschädigung erhielten. Auch der Zuschuß der Krankenkasse würde die Kosten nicht decken.
Wie notwendig und sinnvoll die Anschaffung des Krankenwagens war, zeigen die Einsatzzahlen. So steigen die Krankentransporte von 19 im Jahre 1930 auf 124 im Jahre 1931. 1932 sind es schon 136 Fahrten und 1933 sogar 208, wobei die Fahrer 4 759 km zurücklegen und 202 Stunden für die Pflege des Fahrzeugs aufwenden.
Die Bedeutung und den Wirkungskreis des Krankenwagens kann man daran erkennen, daß für die Anschaffung eines neuen Sanitätswagens neben Spenden und einem Zuschuß des Kreisvereins Stuttgart-Amt auch die Bürgermeisterämter Vaihingen, Waldenbuch, Steinenbronn und Dettenhausen Beiträge leisten. 1936 verfügt die Sanitätskolonne "Filder-West" dann über 2 Rettungsfahrzeuge.
Vaihingens erste "Schnelleinsatzgruppe" - Die Jahre des Dritten Reiches und der Zweite Weltkrieg
Die Jahre des Dritten Reiches bringen einschneidende Vorschriften und schwerwiegende Änderungen. Am 12. Mai 1933 gibt der Kolonnenführer bekannt, daß das Rote Kreuz dem Reichskanzler Adolf Hitler unterstellt wurde. Schon 2 Monate später bestimmen Richtlinien das Verhalten zur neuen nationalen Regierung Hitlers und bereits im September des Jahres muß sich das Rote Kreuz mit Gas- und Luftschutz beschäftigen. Dienstappelle, Marschübungen, Ordnungsdienst und sogar Grußübungen stehen jetzt auf dem Dienstplan. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP befiehlt, zu einer großen Kundgebung anzutreten und der ärztliche Unterricht befaßt sich mit dem Thema Kampfstoffe.
Über eine Luftschutzübung zusammen mit der Feuerwehr berichtet die Filderzeitung: "Am Samstag Nachmittag um 4 Uhr folgten hintereinander zwei Einschläge (durch Kanonenschläge markiert) in das Treppenhaus der Schule, ein Krach und es stürzt in sich zusammen."
Auch regelmäßig Sport zu treiben wird zur Pflicht. Der Sportverein Vaihingen nimmt die Kolonne in seine regelmäßigen Turnstunden auf. Im Protokoll wird darüber berichtet, daß der Verein dem Roten Kreuz in sehr zuvorkommender Weise einen Unterschlupf geboten habe.
Schon bei Kriegsbeginn wird die Mehrzahl der Mitglieder der Bereitschaft zur Wehrmacht eingezogen. Als der Krieg dann durch die Bombenangriffe in die Heimat getragen wird, stehen auch hier die Frauen und Männer des Roten Kreuzes in ständiger Bereitschaft und setzen ihr Leben und ihre Gesundheit ein, um zu helfen. Der Filderhof wird erneut Lazarett. Auch dieser schreckliche Krieg reißt große Lücken die Vaihinger Rotkreuzgemeinschaft.
Der Wiederaufbau nach der Katastrophe
Der Zusammenbruch nach dem zweiten Weltkrieg trifft auch die Vaihinger Rotkreuzkolonne. Sie muß völlig neu aufgestellt werden. Ausrüstung und Dienstkleidung sind nicht mehr vorhanden, der schöne Sanitätswagen beschlagnahmt. Eine Unterkunft gibt es nicht mehr.
Aus verständlichen Gründen können sich viele alte Mitglieder nicht mehr zu einer neuen Mitarbeit entschließen, war doch das Rote Kreuz durch die unheilvollen Ereignisse während des Dritten Reiches in die Reihe der politischen Organisationen gestellt worden.
Erst nach geraumer Zeit bricht sich der Rotkreuz-Gedanke wieder Bahn. Es finden sich wieder Männer und Frauen, die unter großen persönlichen Opfern und mit bewundernswertem Einsatz ans Werk gehen. Angeführt von Karl Ulmer und Fritz Klein und den Frauen Berta Scharr und Helene Reuter legen sie den Grundstock für einen Neubeginn und den Wiederaufbau der heutigen DRK-Bereitschaft. Unterstützt werden sie dabei von Dr. Fichter, der sich als Bereitschaftsarzt zur Verfügung stellt.
Jetzt gilt es vor allem, den Menschen zu helfen, die durch den schrecklichen Krieg in körperliche und materielle Not geraten sind. Zur Linderung dieser Not werden in einer Baracke beim Vaihinger Bahnhof Heimkehrer und Vertriebene betreut und verpflegt. Auch bei der Beschaffung von Bekleidung und anderer notwendiger Voraussetzungen für den Lebensbedarf wird geholfen. Außerdem wirkt man bei der Erforschung von Vermißtenschicksalen erfolgreich mit.
Vor allem durch Spenden des örtlichen Gewerbes und der Industrie können allmählich auch die notwendigen Ausrüstungsgegenstände beschafft und ergänzt werden.
In unzähligen Fällen wird erste Hilfe geleistet. Bei Sportveranstaltungen, Unfällen in den Betrieben und bei der Stellung von Sanitätswachen sind die Frauen und Männer des Vaihinger Roten Kreuzes unermüdlich im Einsatz.
Zunächst ist man auf eine Baracke in Möhringen angewiesen, bis die alte Kelter, die schon 1937 dem Roten Kreuz zur Verfügung stand, wieder genutzt werden kann.
Der Schnelleinsatzzug - ein mobiles Rotes Kreuz
Ohne geeignete Räume für Übungen, Unterrichtskurse, Betreuung älterer Mitbürger und die Lagerung von Geräten, sowie die Unterstellung von Fahrzeugen, ist eine effektive Rotkreuz-Arbeit nicht möglich. Es blieb nicht aus, daß es damit in den vergangenen Jahrhundert manche Schwierigkeiten gab. Schon in der Zeit ihres Entstehens erhält die Rotkreuzkolonne einen Raum in der alten Vaihinger Kelter, der jedoch 1927 auf Beschluß des Gemeinderates für einen anderen Zweck geräumt werden muß. Der Ersatz, der in der Turnhalle angeboten wird, ist für die Rotkreuzarbeit nicht geeignet. Man tritt deshalb an die Brauerei heran, die schon - wie so oft - nicht zuletzt durch die Fürsprache von Direktor Emst Schädle geholfen hat. Von ihr erhält man das bisherige Straßenbahnwartehäuschen an der Hauptstraße, das dort stand, wo sich heute das Bülow-Center befindet. In diesem Häuschen wird dann ein Wach- und Geräteraum eingerichtet. Mitgliederversammlungen und Unterrichtsabende hält man im Wechsel in den Vaihinger Gaststätten ab, die über geeignete Räumlichkeiten verfügen.
Ab 1937 kann dann die alte Kelter wieder genutzt werden, nachdem man zuvor vor allem die Brauereigaststätte, das Emilienheim und die Werkskantine der Firma Ruppmann in Anspruch nehmen mußte. 17 Jahre nach Kriegsende, am 8. Mai 1962 beginnt die Bereitshaft Vaihingen mit der Durchführung von Blutspendeaktionen und kann in den folgenden 50 Jahren gemeinsam mit den Vaihingern Bürgerinnen und Bürgen über 10.000 Blutspende erzielen.
Die Betreuung älterer Mitbürger war lange Zeit ein traditionelles Anliegen der Bereitschaft Vaihingen, weshalb 1976 mit Unterstützung der Stadt Stuttgart und des Landes Baden Württemberg die Seniorenbegegnungsstätte des DRK-Kreisverbandes am Rathausplatz eröffnet wurde. Fast 40 Jahre lang, trafen sich dort ältere Menschen bis zu dreimal wöchentlich, um sich mit anderen auszutauschen und gemeinsam anregende Nachmittage zu verbringen. Im Herbst 2015 musste, ausgrund gestiegener Anforderungen an die Räumlichkeiten und an das ehrenamtliche Personal, der "Altentreff" geschlossen werden.
Nach 45 Jahren in der Kelter bot sich 1983 im Zusammenhang mit der Erneuerung der Vaihinger Ortsmitte die günstige Gelegenheit, im Gebäude Robert-Leicht-Straße 23 ein Zentrum für die Rotkreuz-Arbeit in Vaihingen zu schaffen. Mit viel Eigenleistungen wurde das Haus renoviert und zweckmäßig ausgestattet. Im Erdgeschoß entstand die Kleiderstube des DRK-Kreisverbandes, zur Ausgabe von gebrauchter Kleidung für Bedürftige. Außerdem stand ein Aufenthaltsraum für die Jugend zur Verfügung. Im Untergeschoß lagerte Material für den Katastrophenschutz, wie Zelte, Feldbetten, Geschirr und alles, was man zur Bewältigung eines Großeinsatzes benötigte.
Kurse und Lehrgänge fanden im ersten OG statt. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer trafen sich in diesem Haus zu Dienstbesprechungen, Ausbildungsveranstaltungen, Arztvorträgen und zur Pflege von Geselligkeit und Kameradschaft.
1978 wurde zudem von der Stadt das Gebäude an der Katzenbachstraße angemietet. Sämtliche Fahrzeuge der Bereitschaft werden dort untergestellt. Außerdem wird ein Raum für das Einsatzpersonal bereitgestellt.
Nach 25 Jahren in der Robert-Leicht-Straße wurden der Bereitschaft die Räumlichkeiten im Sommer 2008 von der Stadt gekündigt, da das Gebäude verkauft werden sollte. Die Suche nach einer neuen Unterkunft gestatte sich sehr schwierig und es drohte das "Aus" für die Bereitschaft 9. Letztendlich fand sich jedoch ein neues Bereitschaftsheim in der Vischerstraße 1/1. Wieder wurde den Mitgliedern beim Umbau und Umzug viel abverlangt, bevor die neuen Unterkünfte im November 2008 eröffnet werden konnten.
Das 100-jährige Jubiläum im Jahr 2013 wurde noch in der Vischerstraße gefeiert, allerdings war schon da absehbar, dass ein weiterer Umzug notwendig wird. Erneut begann eine langwierige Suche nach einer neuen Unterkunft, die in den Umzug des Bereitschaftsheims im Winter 2015/2016 in die Gewerbestraße 6 nach Stuttgart-Möhringen gipfelte. Leider war es wieder nicht möglich, unsere verschiedenen Standort zu vereinen und die Garage für die vier Einsatzfahrzeuge verblieb weiterhin im 1878 angemieteten Gebäude in der Katzenbachstraße. Zudem war auch kein Platz mehr für die Kleiderstube, so dass diese ab 2016, nach über 30 Jahren, erstmals getrennt von den Räumlichkeiten der Bereitschaft betrieben werden musste.